23. Oktober 2021

»Jubiläums-Gedankenflug« an einem besonderen Ort

mit Jörg Bernardy und zwei »Gerechtigkeitsexperten«.

Zum 15-jährigen Jubiläum der »Gedankenflieger« gab es am Donnerstag ein ganz besonderes Event:

Jörg Bernardy philosophierte mit zwei dritten Klassen der Grundschule Forsmannstraße und der Brechtschule an der Bucerius Law School. Dort, wo normalerweise Jura studiert wird, ging es mit den jungen Nachwuchsdenkern und Nachwuchsdenkerinnen nicht nur um Recht, sondern vor allem um Gerechtigkeit.

Anwesend waren zwei Gerechtigkeitsexperten, denen Fragen gestellt werden durften und die angeregt mitphilosophiert haben, nämlich die Richterin Lydia Rautenberg und der Notar Dr. Jens Jeep.

 

Ich habe gerade nur zwei Gedanken, einer ist meine Fantasiewelt, und einer hier, die Realität.

(Tiago, 9 Jahre)

 

Um sich »warm zu denken« sollten die Kinder überlegen, wieviele Gedanken überhaupt gerade in ihrem Kopf herumschwirrten – da war von zwei bis unendlich alles drin.

Und als Jörg Bernardy nach der Bedeutung des Philosophierens fragte, landeten die Kinder schnell beim Begriff »Weisheit«. Doch muss man besonders schlau und belesen sein, um als weiser Mensch betrachtet zu werden? Braucht es nicht auch Mut, um zum Beispiel bei Ungerechtigkeit über den eigenen Schatten zu springen und sich aktiv einzusetzen, also weise zu handeln?

Ein schöner Einstieg in ein Thema, das auch Juristen beschäftigt: »Wie geht Gerechtigkeit?«

 

Anhand des Bilderbuchs »Die kleine rote Henne«, in dem eine Henne Brot backt, von ihren Freunden keine Hilfe bekommt und am Ende auch nichts abgibt, wurde angeregt diskutiert.

Gemeinsam mit der Richterin Lydia Rautenberg wurde überlegt, ob die Henne möglicherweise auch eine andere Möglichkeit gehabt hätte, um Hilfe zu bitten, zum Beispiel durch eine vorher getroffene Vereinbarung. Oder durch eine Form der Aufgabenteilung.

Außerdem wäre interessant gewesen, warum die anderen Tiere nicht geholfen haben – wenn man die Gründe versteht, trifft man vielleicht auch eine andere Entscheidung.

 

Der Notar Jens Jeep fügte einen weiteren Aspekt der Gerechtigkeitsbetrachtung hinzu, nämlich die Gesetze als Grundlage für Entscheidungen. Gerechtigkeit zu erreichen sei das höchste, aber auch schwierigste Gut und das Recht (also die Gesetze) sollten im besten Fall dabei helfen.

Gesetze findet man in vielen dicken Büchern, wobei es vorkommen kann, dass es für irgendeinen Fall noch kein Gesetz gibt – da muss man dann abwägen und neue Gesetze schreiben. So versucht man, sich der Gerechtigkeit anzunähern.

 

Am Ende waren alle froh, dass an dieser Stelle kein neues Gesetz notwendig war und die zur Veranstaltung mitgebrachten Weizenkörner von den Kindern nicht nur angefasst, sondern als fertige Brotschnittchen auch gegessen werden durften …