9. Oktober 2024

Zu Mut gehört Vertrauen …

Zwei weitere »Gedankenflüge« mit Stefanie Segatz, Anne Jaspersen und der Stiftung Kinderjahre an der Schule Hohe Landwehr.

»Ziele können mutig machen!«

(Lilly, 8 Jahre)

 

Ein Mittwochmorgen, Nieselregen hat eingesetzt. Im Klassenzimmer der 3b aber ist es gemütlich, ein kleiner Herbsttisch ist aufgebaut und die Lehrerin früh vor Ort. Statt Deutsch und Sport steht heute das Philosophieren auf dem Plan. Dass heute die »Gedankenflieger« kommen, steht bereits an der Tafel, was das aber genau bedeutet, ist noch ungewiss.

 

Schnell steigen wir ein, nachdem der »Gedankenflieger«-Song uns schon einige Ideen mitgegeben hat. Die Tatsache, dass beim Philosophieren unterschiedliche Meinungen nebeneinanderstehen können, ohne dass eine Antwort davon falsch sein muss, ermutigt viele Kinder, spontan den Finger zu heben. So haben wir auf unserem Plakat, das wir an die Tafel gehängt haben, ganz schnelle eine dichte Gedankenwolke mit ganz vielen unterschiedlichen Aspekten zum Thema »Mut« – so dicht, dass die Kinder der Klasse 3b ganz stolz sind und sich das wertschätzend Festgehaltene noch einmal laut vorlesen lassen möchten.

Danach sind sie ziemlich beeindruckt von ihren eigenen Gedanken – wie auch die Lehrerin. »Zusammen ist man mutiger als allein«, steht dort zum Beispiel, »man kann selber entscheiden, ob man mutig sein möchte oder nicht« und »zu Mut gehört auch ein bisschen Angst«. Kann es Mut auch ohne Angst geben? »Ja«, weiß Clara aus eigener Erfahrung, »es kann auch Aufregung sein, die man überwinden muss – das ist aber keine Angst.«

 

Lampenfieber z.B. kennt die ganze Klasse, die erst vor kurzem gemeinsam auf der Bühne stand. Eine kleine Bewegungsübung gibt Gelegenheit, sich zu entspannen und zu lockern, denn gemeinsames Nachdenken und genaues Zuhören können ganz schön anstrengend sein. Spielerisch nähern wir uns mit dem 1000-Dinge-Glas weiteren Aspekten zum Thema Mut; hier kommen auch Wagemut und Übermut zur Sprache, Heldentum und der Mut, Verantwortung zu übernehmen. Auch Kinder, die bisher noch still waren, nehmen gerne einen Gegenstand in die Hand und äußern ihre eigenen Gedanken.

Nach der Frühstückpause steht die Bilderbuchbetrachtung im Mittelpunkt. »Das ist doch kein Beruf für einen Wolf« ist eine aufregende Geschichte, die ihren Ausgangspunkt in Hamburg hat. Die Kinder fiebern mit Isa mit, die gegen den Willen ihrer Eltern und entgegen aller Rollenvorstellungen Kaptänin zu See werden möchte – und ihr Ziel mit Mut, Fleiß und guten Ideen erreicht. Was hat Isa die Kraft gegeben, ihren eigenen Weg zu gehen? »Leidenschaft«, antwortet Leonie, »mit Leidenschaft ist es einfacher, mutig zu sein!« »Und wenn man ein Ziel hat«, ergänzt Lilly, »Ziele machen mutig!«

 

»Zu Mut gehört Vertrauen«

(Mahgdi, 9 Jahre)

 

Diese klugen und ermutigenden Gedanken nehmen wir mit in die nächste Klasse. Dass in dem Wort »Philosophie« zwei Namen stecken, erkennt Ferdinand sofort. Auch hier füllt sich unser Plakat zum Thema Mut schnell.

Tamara aus der Ukraine ist sich noch gar nicht sicher, was mit Mut gemeint sein könnte. »Keine Angst haben!«, ruft Prayag. Was für Ängste könnten das ein, die daran hindern, mutig zu sein? »Angst, etwas falsch zu machen«, nennt Diego, »Angst, sich zu blamieren«, kennt Karen, »Angst, seine Gefühle zu zeigen«, sagt Yara. Maghdi spricht noch nicht gut Deutsch, sein Sachkundelehrer übersetzt: »Zu Mut gehört Vertrauen!« Wie gut, dass wir auch diesen Gedanken hören und mitnehmen können!

Zur Bilderbuchgeschichte »Dunkel« verdunkeln wir tatsächlich den Raum, und alle Kinder machen es sich automatisch – mit Einwilligung der Lehrerin – mit Matten auf dem Boden gemütlich.

In diesem Bilderbuch von Lemony Snicket geht es um Ängste und die Befähigung, sie zu überwinden. Diese Erfahrung kennen auch viele Kinder schon. Während der anschließenden Arbeit im »Gedankenflieger«-Magazin gehen wir herum und bieten Gespräche in Kleingruppen oder zu zweit an, die die Kinder gerne nutzen.

 

Die Malaufgabe entspannt und lädt dazu ein, eine als beängstigend empfundene Situation samt Bewältigungsstrategie zu schildern. Hier kommen sehr unterschiedliche Themen zum Ausdruck.

Es kann sich um die Angst vor einer Spinne handeln oder den Sprung vom Drei-Meter-Brett, aber auch um ungelöste Konflikte und die Angst, ausgeschlossen zu werden. Wie gut, dass auch die begleitenden Lehrkräfte aufmerksam und interessiert zuhören.

 

Danke an die Schule Hohe Landwehr, die so mutig war, uns ihr Vertrauen zu schenken und an die Stiftung Kinderjahre, die diese Gedankenflüge ermöglicht.

 

Stefanie Segatz