8. April 2022
Gedankenflugbahn frei für Fragen nach dem Ich!
Mit Stefanie Segatz, Anne Jaspersen und der Stiftung Kinderjahre.
Startschuss für das neue Jahresthema »Wer bin ich? Wie bin ich? Was bin ich?« an der Grundschule Alter Teichweg in Kooperation mit der Stiftung Kinderjahre: Mit den drei Schulklassen des Jahrgangs 4 durften wir unsere ersten »Gedankenflüge« zum Thema »Identität« gestalten und es war unglaublich spannend!
Obwohl das Format unserer »Gedankenflüge« immer einen ähnlichen Ablauf hat, ist die Ausrichtung und die Auswahl der Bilderbücher jedes Mal unterschiedlich. Hier ein kleiner Einblick:
Wer bin ich? Was macht mich aus? Was gehört zu meinem Ich?
1. Phase beim Philosophieren: Wir sammeln. Den Kindern fielen viele verschiedene Aspekte ein: »Mein Körper, meine Gefühle, mein Name, Geheimnisse, meine Seele, mein Gehirn, dass ich ein Mensch bin, meine Familie, meine Freunde, dass ich gut malen kann, dass ich sportlich bin, meine Hautfarbe, dass ich verletzbar bin, meine Ängste, die Sprache, die ich spreche, dass ich Schülerin dieser Schule bin, wo ich meine Wurzeln habe.«
»Ich bin hier geboren, aber meine Großeltern kommen aus Frankreich. Das gehört irgendwie auch zu mir. Ich fange jetzt an, französische Wörter zu lernen. Das fühlt sich gut an.«
Pia-Marie (9 Jahre)
2. Phase: Wir vertiefen. Bei kleinen Spielen rund um mitgebrachte Gegenstände (z.B. Feder, Stein, Herz, Kompass) und unserem beliebten Ich/Du/Wir-Würfel setzten sich die Kinder ins Verhältnis: Passt da etwas zu dir (oder jemand anderem), gibt es vielleicht sogar Gemeinsamkeiten und wenn ja, warum?
Die Antworten und Begründungen waren zum Teil sehr persönlich und es war schön zu sehen, dass die Kinder ihre Klasse als geschützten Raum empfanden, was sicherlich nicht zuletzt an den sehr engagierten Lehrkräften lag.
3. Phase: Wir richten den Blick mit Hilfe eines Bilderbuchs auf einen Aspekt und bewegen uns damit weiter in die Tiefe, z.B. mit dem Buch »Der böse Kern« (geschrieben von Jory John, illustriert von Pete Oswald / Adrian Verlag). Das Buch verbindet Vergangenheit und Herkunft mit Zukunft: Bleibe ich immer so, wie ich jetzt bin oder kann ich mich verändern, zum Beispiel von »böse« zu »gut«?
Die Kinder durften beim Vorlesen der Geschichte das Wort »böse« chorisch mitsprechen und hatten nicht nur viel Spaß dabei, sie sind dadurch auch besonders aufmerksam gewesen und es entspann sich ein lebhaftes Gespräch.
Andere Klasse, anderes Buch, anderer Aspekt, anderer Einstieg: Mit Hilfe eines Verkleidungsspiels konnten die Kinder Eigenschaften von Tieren fühlen und mit den eigenen Eigenschaften vergleichen: Was passiert, wenn ich in eine andere Rolle schlüpfe? Sind das Anteile von mir oder kann ich auch ein ganz Fremder sein? Wie gehen Schauspieler und Schauspielerinnen damit um? Möchte ich anders sein oder finde ich mich gut, so wie ich bin? Was passiert mit mir, wenn ich mich unbeobachtet fühle?
Das witzige Buch über die ungleichen Freunde »Roberta & Henry« (geschrieben von Jory John und illustriert von Lane Smith / Carlsen Verlag) hat den Kindern Spaß gemacht und ein Gespräch über Schwächen und Stärken, »anders sein« und die eigene Akzeptanz angeregt.
»Wenn man alleine ist, kann man viel verschiedenere Sachen machen, als wenn man nicht alleine ist. Es redet einem keiner dazwischen!«
(Negar, 10 Jahre)
Im frisch gedruckten Magazin konnten die Kinder zum Schluss noch einmal die Perspektive wechseln und warme sowie kalte Duschen formulieren, in der Partnerarbeit Komplimente verteilen sowie einen unbeobachteten Tag zu Papier bringen. Wer wollte, durfte das eigene Ergebnis präsentieren und Applaus ernten.
Vielen Dank an die Stiftung Kinderjahre und an Herrn Mahns, Frau Wolf und Frau Ellerbrock für die tolle Organisation und Wertschätzung – es war uns ein Fest!