14. Dezember 2024

»Gedankenflieger« – ein Aufbauseminar zum Thema »Freundschaft« für Lehrkräfte in Rostock

mit Inga Faust.

An einem Freitag, den 13. stand unsere Weiterbildung an. Ein schlechtes Omen? Ganz und gar nicht! Da in Mecklenburg-Vorpommern Philosophie (oder im Grundschulbereich »Philosophieren mit Kindern«) ab der ersten Klasse ein verpflichtendes Schul-Ersatzfach zu Religion darstellt, ist hier natürlich auch die Dichte an Lehrkräften dieses Faches hoch. Da Weiterbildungen mit Input hierzu aber gleichermaßen selten sind, waren auch in diesem Jahr wieder viele hochmotivierte Lehrer*innen mit mir im Peter-Weiss-Haus, um ihr bereits aufgebautes »Gedankenflieger«-Know-how noch weiter auszubauen. Dieses Mal drehte sich dabei alles um das Thema Freundschaft.

 

So sind wir auch gleich damit eingestiegen, dass jede teilnehmende Person eine Hälfte einer »Gedankengestalt« auf ihrem Tisch fand; die Person mit der dazu passenden anderen Hälfte musste im Raum gefunden werden. Ein Name und drei Charaktermerkmale der Gestalt sollten es den Duos ermöglichen, neben einer kleinen gegenseitigen Vorstellung, auch den perfekten Freund oder die perfekte Freundin für eben dieses Wesen zu erdenken. In der Präsentation wurden dabei schon etliche Aspekte dessen deutlich, was es scheinbar zu bedenken gilt, wenn wir dem Begriff »Freundschaft« näher rücken wollen. Ein Freund sollte mir in Punkten ähnlich sein, aber dennoch auch das ausgleichen können, was mich manchmal hindert.

Anschließend wurde das »1000-Dinge-Glas« als Methoden-Tipp eingeführt. Da alle Teilnehmenden im Vorfeld gebeten wurden, einen kleinen Gegenstand mitzubringen, den sie mit Freundschaft assoziieren, hatten wir einen großen Fundus, den wir gleich in der Praxis unter die Lupe nehmen konnten. Dadurch, dass niemandem vorher bewusst war, wozu der Gegenstand dienen sollte, gab es einen tollen Erlebniseffekt dazu: Welche Gegenstände funktionieren gut für eine solche Sammlung und wie können sie zum eigenen Einstieg in ein neues Thema eine gute Orientierungshilfe sein?

Ein Spiegel für die »Freundschaft-mit-sich-selbst«, aber auch das ungeschönte Feedback einer guten Freundschaft; Kekse, die mir den Tag versüßen oder mich auf einer anstrengenden Wanderung wieder aufbauen; oder eine Trommel für den Takt der Freundschaft, der wie ein Herzschlag wirkt.

 

Nachdem wir uns auch dem »Gedankenflieger«-Philosophieverständnis gewidmet hatten, begann nach der Mittagspause die Arbeit mit den Bilderbüchern. Dank der neuen Bücherkiste, die uns vom Fachverband Philosophie zur Verfügung gestellt wurde und in der »zum Philosophieren geeignete Bilderbücher« für Sek. 1 und Sek. 2 enthalten sind, hatten wir eine riesige Auswahl, in der gerne gestöbert wurde.

Ich hatte vorab vier eigene Bücher ausgewählt, um in Kleingruppen einen Bilderbuchworkshop durchzuführen, in dem noch mal der Begriff »Freundschaft« untersucht werden sollte. Hierzu hatten wir diverse Zitate und Aussprüche zum Thema Freundschaft als Vergleichsmittel zur Hand, um Positionen und Aspekte voneinander abgrenzen zu können.

Nach einer kleinen Runde »Stadt-Land-Tierfreund*in«, einem Einstiegsspiel zum kreativen Schreiben im Unterricht, waren wir so gut bei der Frage angekommen, inwiefern eine Freundschaft zwischen Mensch und Tier möglich ist. Dieser Fragestellung und den dazugehörigen Überlegungen konnte sich das Bilderbuchkino »Ellington« gut vorbereitet anschließen.

Dies wiederum führte uns zur Arbeit mit dem neuen bpb-Magazin, in dem ausgiebig gestöbert wurde und dessen Inhalte zur Diskussion anregten.

 

Den Abschluss machte eine kleine Aufgabe, in der sich alle nochmal der Freundschaft mit sich selbst widmen sollten. Ein kleiner Brief, den jeder und jede an sich schrieb, wartet nun bei mir darauf, als kleiner Spiegel und »friendly reminder« im Alltag an den Freund / die Freundin in uns, in den nächsten Wochen versendet zu werden.

Der offene Abschluss bot dann allen Teilnehmenden die Möglichkeit, sich auszutauschen – über den nicht ganz »Hindernis-freien« Alltag als Philosophielehrer*in zwischen Idealismus, dem Wunsch nach Freiheit und Kreativität, aber auch engem Lehrplan und wachsenden Herausforderungen in der Sozialbildung. Am Ende blieben viele noch ein Weilchen vor Ort, blätterten weiter in den Büchern und die Frage, zu welchem schönen Thema wir uns denn das nächste Mal zu einem gemeinsamen Tag treffen könnten, kam über viele Lippen.

 

Ein Dankeschön für die Unterstützung geht raus an das Literaturhaus Rostock und Weltenschreiber-MV – danke für diesen schönen Freitag den 13.!

 

Inga Faust