1. Juni 2021
»Endlich wieder live und in Farbe!«
Vier »Gedankenflieger-Workshops« mit Jörg Bernardy an der Brüder Grimm Schule in Hamburg.
»Philosophen sind wie Goldgräber, die nach guten Gedanken suchen. Sie putzen und polieren sie, bis sie richtig schön glänzen.«
(Mohammed Ali, 10 Jahre)
Das Thema »Gerechtigkeit« hat die fröhlichen, lebhaften und prima vorbereiteten vierten Klassen der Brüder Grimm Schule in Hamburg/Horn in der vergangenen Woche zu gedanklichen Höchstformen auflaufen lassen. Im Rahmen von Wechselunterricht waren jeweils halbe Klassen am Start, die gleich zu Beginn feststellten, dass Platon Recht hatte: Gedanken sind mit einem Vogelhaus vergleichbar, wo die Vögel ein- und ausfliegen, genau wie die Gedanken. Es gibt große Vögel, kleine Vögel, dicke Vögel, dünne Vögel, bunte Vögel, graue Vögel, braune Vögel, Vögel mit großen Flügeln, Vögel mit kleinen Flügeln und es gibt ebensoviele unterschiedliche Gedanken. Da kann man beim »Gedanken zählen« schon mal auf tausend kommen – oder auch auf null.
Philosophiert wurde mit den Büchern »Zwei für mich, einer für dich« von Jörg Mühle, »Die kleine rote Henne« von Pilar Martínez und Marco Somà und »Der Streik der Farben« von Drew Daywalt und Oliver Jeffers – alles fein ausgewählte Bücher, die sich der großen Frage »Wie geht Gerechtigkeit?« stellen.
Natürlich haben alle Schüler*innen schon einmal selbst das Gefühl von Ungerechtigkeit erfahren, sei es, weil sie früher ins Bett gehen mussten als die größeren Geschwister oder noch kein Handy haben durften und nicht immer konnten sie die Regeln dahinter verstehen.
Auch Corona wurde als ungerecht empfunden, denn wegen Corona durfte plötzlich keiner mehr auf den Fußballplatz, ja noch nicht mal in die Schule! Da kam die Anregung aus dem Gedankenflieger-Magazin, doch einfach mal einen richtigen Protestbrief zu schreiben, goldrichtig!
»Und wie fühlt sich Ungerechtigkeit nun an? Was macht es mit uns, wenn wir uns ungerecht behandelt fühlen?«, fragte Jörg Bernardy in die Runde.
»Gerechtigkeit fühlt sich für mich an, wie wenn ich mich geliebt fühle.«
(Rea, 9 Jahre)
Wow! Rea brachte den Stein ins Rollen: Ungerechtigkeit ruft das Gefühl hervor, sich ungeliebt zu fühlen. Man wird traurig, wütend und ist manchmal auch ein bisschen verwirrt. Wenn man dann erstmal verwirrt ist, kann man nicht mehr so gut denken, da hilft es, sich zurückzuziehen, damit man in Ruhe nachdenken kann.
»Gedanken können glücklich machen, aber manchmal platzt einem auch vom ganzen Denken der Kopf.«
(Arjun, 9 Jahre)
Um das zu vermeiden, ging auch dieser Gedankenflieger-Workshop irgendwann zu Ende. Schade, denn die Gespräche waren so spannend, dass alle am liebsten noch ganz lange weiter philosophiert hätten …